Storytelling: Die Struktur der Heldenreise Teil 1

Warum die Heldenreise unser Leben verändert

Unser ganzes Leben besteht aus Geschichten. Freude, Glück, Probleme, Hindernisse sobald wir ein Ereignis teilen wird es erzählt und somit zu einer Geschichte. All diese Geschichten werden bewertet, neutral sind sie nie. Ein Ereignis ist ein Ereignis ist ein Ereignis, aber immer bewertet - zuerst durch den der sie erzählt. Ein Brand in einem Haus wird vom Feuerwehrmann anders wahrgenommen als vom Passanten. Auch ein mögliches Opfer im Haus wird das Ereignis anders wahrnehmen und somit anders erzählen. 

 

Wahrnehmung verschieben, ist der Kern des Coachings

 

Der Klient eines Therapeuten oder Coaches will, dass sein Problem, seine Blockade, sein Anliegen (wie auch immer es bewertet wird) gelöst wird. Der Kern eines jeden Lösungsansatzes ist immer die Wahrnehmung zu verschieben. Aus dem Problem wird eine Chance aus dem Fehler eine nötige Lektion. 

Erfolgreiches Coaching mit der Heldenreise

Du kannst dich coachen lassen oder selber coachen. Folge der Struktur einer jeden Geschichte und beantworte die dazugehörigen Fragen. Diese Abfolge ist nur ein erster Einblick. Sie zeigt aber den Kern, wie die persönliche Wahrnehmung, also die Bewertung verschoben werden kann, ohne für den Erzähler plötzlich aus seiner für ihn wahren Geschichte eine Fiktion oder eine Märchengeschichte zu machen. Wir bleiben bei allen Stationen der Heldenreise immer auf der Wahrnehmungsebene - nur kann die sich wirkmächtig verschieben. 

Die Heldenreise auf die ich mich beziehe wurde von Christopher Vogler zusammengefasst. Vogler hat für die großen Hollywoodstudios Drehbuchentwürfe geprüft und bewertet. Bei der Entwicklung seiner Geschichten-Struktur hat er sich mit den Arbeiten des Mythosforschers Joseph Campbell und der Tiefenpsychologie von Carl Gustav Jung beschäftigt. Auch das moderne Coaching hat diese Idee adaptiert. Ich nenne elf für mich wesentliche Stationen.

Stadium Null: Am Anfang steht die Erkenntnis

Wer lustlos an die Sache herangeht, den kann man nicht erreichen. Willst du dir selber oder jemand anderem helfen, dann solltest du das Feuer für die Heldenreise entfachen. Erkläre also die magische Kraft des Erzählens. Dein Hindernis ist nicht unverrückbar, es ist keine Bremse, kein Vulkan indem du versinkst, es ist am Ende im besten Fall der Weg des Helden. Du bist der Autor deiner Geschichte, denn du erzählst sie und du bewertest sie. Zur Verstärkung hilft auch ein Zitat: " An sich ist nichts weder gut noch böse, das Denken macht es erst dazu", stammt aus der Feder von William Shakespeare und ist im Hamlet zu lesen. Machen wir aus der Mücke einen Elefanten oder aus dem Elefanten eine Mücke. Es ist unsere Geschichte, wir sind der Autor. Los gehts!

 

Übrigens: Du kannst die Stadien gerne gleich auf dich oder einen Beispielklienten beziehen (wenn du die Heldenreise beispielhaft mit dir selber als Held durchläufst kannst du ein gutes Gefühl für dieses mächtige Tool entwickeln, schnapp dir ein Hindernis, eine Aufgabe die du schon lange vor dir her schiebst). Ich durchlaufe die Heldenreise mit Hermann H. Ein Mann mittleren Alters der unzufrieden in seinem Beruf ist, er sieht keinen Sinn mehr dahinter Autos zu verkaufen. Herr H. will raus aus seinem Job. Jedoch wagt er es nicht einfach zu kündigen, denn er braucht das Geld und die Sicherheit.  

Stadium eins: Die Gewohnte Welt

Hermann H. soll sich in seiner gewohnten Welt beschreiben. Gleich am Anfang wird ihm klar gemacht, er ist der Held in dieser für ihn bekannten Welt. Noch jedoch schlummert dieses Bewusstsein ein Held zu sein. Hermann (der Autor und Held seiner eigenen Geschichte) beschreibt sein Umfeld und sein Leben darin. Wohnung, Arbeit, Familie und Partnerschaft, Gesundheit, Geld, Freizeit...Es dürfen gerne schöne Dinge und störende Elemente dabei sein. Das Leben ist immer eine Mischung aus unterschiedlichen Polen. 

Meist konzentriert sich die Erzählung schon hier auf den Schmerzpunkt. 

 

Tipp für das Coaching, Selbstcoaching

 

Die Beschreibung der Umgebung (soziale Systeme) in der sich der Mensch befindet, fällt vielen schwer. Drei Kernfragen machen es leichter: Wer? Wo? Was?

Mit welchen Personen umgibt sich Hermann H in der Arbeit, zuhause etc... Welches Etikett tragen diese Leute? Freund, Feind, neutral. Wer spielt bei Hermann H eine Hauptrolle? 

Die zweite Frage richtet sich auf die Umstände: Wo drückt der Schuh? Kann Hermann H. den Schmerz genau lokalisieren? 

Schließlich geht es darum zu beschreiben: Was drückt oder belastet?

 

Die einzelnen Fragen kann man unterschiedlich aufarbeiten. Natürlich ist das Erzählen die Basis. Wer will soll die Antworten auch aufschreiben. Man kann aber auch malen, kneten oder ein Audio oder Video machen. Hier wird die Grundlage für die Reise gelegt! 

 

Unterschätze das Bewußtmachen durch das Schreiben oder auch Aufmalen nicht. Das kreative Formen der Gedanken stärkt den Erkenntnisprozess merklich!

 

Beispiel-Impuls: Hermann H. stellt sich die Sinnfrage

 

Hermann H. hat keinen Feind aber auch keinen besonderen Freund benannt. Aber bei seiner Unzufriedenheit kreist alles um die Arbeit. Bei er Frage: Was drückt oder belastet stellt sich heraus, dass sich Hermann immer wieder selber eine Frage stellt. Wir einigen uns auf die Frage: War es das schon oder geht da vielleicht noch was anderes? Seine Arbeit macht für Hermann keinen "Sinn" mehr. 

 

Stadium zwei: Der Ruf des Abenteuers

Schon hier zeigt sich der mögliche Titel des Romans, des Drehbuchs das Hermann H schreibt. Der Held kann und will nicht länger in der Bequemlichkeit seiner Welt, seiner Gewohnheiten verharren. Dieses Stadium ist Bewegung, ein Aufrütteln, ein Wach-Werden. Der Ruf kann eine innere Stimme sein, ein Gespräch mit einem Freund oder die blanke Not die einen zwingt jetzt endlich zu handeln. 

Bei Hermann H. ist es wohl eine Mischung aus innerer Stimme (die Weisheit in ihm) und möglicherweise der Verzweiflung, der Not etwas tun zu müssen, weil der arme Mann (er selbst) es in seinem Hamsterrad nicht mehr aushält. 

 

Asterix und Obelix werden meist von außen um Hilfe gerufen, weil eine Person oder ein ganzes Land in Not ist und von der Besatzungsmacht, den Römern gequält wird. Es ist letztlich immer der Kampf um die Freiheit, der Kampf um ein selbstbestimmtes Leben in der Heimat. 

Bei Tim Thaler, der sein herzliches Lachen an einen teuflischen Baron verkauft hat, ruft ihn seine innere Stimme zur Heldenreise. Tim erkennt, dass der Wert seines Lebens sehr eng mit seinem Lachen, seiner Lebensfreude verbunden ist. Um sein Menschsein wiederzubekommen, muss er sein Lachen zurückbekommen. 

 

Tipps für das Coaching, Selbstcoaching

 

Stelle die drei Fragen: Wer? Wo? Was?

Wer ruft mich? Wo kommt diese Stimme her? Was will sie mir sagen?

 

Beispiel-Impuls: Wie lautet der Titel der Reise?

 

Auch Hermann H. fragt sich, wer ruft? Ist es das vermasselte Geschäft an einem Freitag oder der Kollege der es ihm vormacht und die lukrativsten Abschlüsse vorweisen kann? Letztendlich erkennt er, dass seine innere Stimme ihm sagt, dass das Leben mehr Fülle zu bieten hat, als die Vorzüge von Autos professionell anzupreisen. Er möchte die Freude am Fahren des Autos nicht mehr länger mit positiven Emotionen aufladen. Hermann H. will endlich seine Bestimmung finden. 

 

Wie lautet der Titel seiner Reise? Hermann H. kommt ins Grübeln. Wir finden einen Arbeitstitel mit dem er sehr einverstanden ist, weil es sich so schön groß und philosophisch anhört und er gerne unter diesem Titel die Reise zunächst einmal beginnen möchte. 

Drehbuchtitel: Hermann H. sucht seinen Lebenssinn!

 

Er weiß, dass er an diesem pauschalen Titel noch arbeiten muss, aber für ihn ist es ein erster Anhaltspunkt. In dem Ruf zum Abenteuer stecken immer die verborgenen Ziele. Sei es die umfassende Transformation, eine Lebensveränderung oder ein Rachefeldzug, ein Kampf um die Liebe, ein Kampf um die Heimat oder die Aufforderung gegen das Unrecht in der Welt zu kämpfen. 

Ausblick auf die weiteren Stadien der Reise

Stadium drei lautet: Das Zögern des Helden. Es ist etwas komplexer und besteht eigentlich aus zwei Stufen, daher möchte ich euch auf den nächsten Blog vertrösten. Man soll immer eine kleine Pause machen, wenn es spannend wird. 

 

Hermann H. sitzt gerade mit einer Erwartungshaltung fest.  Die erste Euphorie wird gedämpft, denn ein Freund, dem er sich anvertraut schüttelt nur den Kopf. Willst du jetzt alles aufgeben? Deine Verkaufszahlen sind gut! Deine Eigentumswohnung ist aber noch nicht abbezahlt und die Kinder wollen doch studieren. Sinnsucher wandern in die Arbeitslosigkeit! 

 

Wird Hermann H. seinem Freund glauben?